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Energiekrise und Inflation: Insolvenzen steigen wieder!

Im Landkreis Fulda sind die Insolvenzzahlen im Jahr 2023 wie deutschlandweit erstmals seit der CoronaPandemie wieder deutlich gestiegen. So wurden zwischen Januar und Dezember 31 Unternehmensinsolvenzen registriert. Das sind ca. 82% Prozent mehr als im Jahr 2022 (17 Fälle). Das berichtet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform Kassel / Fulda Schlegel & Busold KG. „Immer mehr Firmen brechen unter den Dauerbelastungen der hohen Energiepreise und der Zinswende zusammen.

Bereits im Vorjahr hat sich der Insolvenztrend nach elf Jahren rückläufiger Zahlen gedreht“, sagt Wolfram Busold, Geschäftsführer der Creditreform in Fulda. Verschärft habe sich der Gegenwind auch durch das schlechte Konsumklima. „Die Inflation verunsichert Verbraucher und bremst die Kauflaune deutlich“, so Busold weiter. „Auch wenn es 2023 deutschlandweit zahlreiche Großinsolvenzen im Handel, im Bau und im Gesundheitssektor gab, hat Creditreform Presseinformation sich das Insolvenzgeschehen doch auf breiter Front insgesamt beschleunigt“, erläutert Insolvenzexperte Busold. Ein Grund für das Anspringen der Insolvenzspirale dürften auch Nachholeffekte sein. Viele nun insolvente Unternehmen hätten jahrelang gegen multiple Krisen wie Corona, Inflation und Fachkräftemangel angekämpft.

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Weiterer Anstieg der Insolvenzen 2024 wahrscheinlich
Zusammenfassend kann man für das Jahr 2023 resümieren, die Energiepreisinflation hat die Konjunktur in Deutschland hart getroffen und zu deutlichen Kostensteigerungen bei den Unternehmen geführt. Gleichzeitig bremsten Inflationsbekämpfung und Unsicherheit Konsum und Nachfrage. So rutschte die deutsche Wirtschaft in eine Rezession (nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamts sank das BIP um -0,3 Prozent zum Vorjahr) und zahlreiche Unternehmen gerieten in Schieflage.

Auch im neuen Jahr dürfte sich der aktuelle Trend steigender Insolvenzzahlen fortsetzen. Creditreform Fulda Geschäftsführer Busold: „Die Zahl der Insolvenzen wird bei diesen schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch in 2024 deutlich ansteigen. Die Fallzahlen sind damit fast normalisiert und die Sondereffekte aus der CoronaZeit weitgehend verpufft. Im Vergleich zu 2019 haben sich die Rahmenbedingungen für die Unternehmen signifikant verschlechtert und der wirtschaftspolitische Schlingerkurs verunsichert zusätzlich.“

Schwerpunkt Baugewerbe
Durch hohe Zinsen, steigende Baukosten und dem Einbruch der Nachfrage steht die Bauwirtschaft in Deutschland vor schwierigen Zeiten. Der Insolvenzantrag der Signa Real Estate Germany und schließlich der gesamten Signa Holding von Haupteigner René Benko in Wien zeigen, wie schwierig die Lage für Projektentwickler und Bauträger geworden ist. Das Scheitern der Milliardenobjekte in renommierten Lagen würde gewaltige Folgen für Mitarbeiter, Auftragnehmer und Gläubiger sorgen. Noch ist nicht abzusehen, welche Investoren aktiv werden könnten.

Creditreform untersuchte im Rahmen der Insolvenzstudie die wirtschaftliche Situation im Baugewerbe gesondert. Demnach deuten auch Zahlen aus den Creditreform Datenbanken auf eine heraufziehende Krise im Bausektor hin. Aus Sicht von Kreditgebern und Lieferanten war bereits in den letzten Monaten eine Verschlechterung der Zahlungsmoral im Baugewerbe zu beobachten. Debitoren zahlten ihre Rechnungen zunehmend mit Verzug. Die Überfälligkeitszeit der Rechnungen erhöhte sich im 1. Halbjahr 2023 von 15,10 auf 15,49 Tage. Die Kreditgeber der Bauwirtschaft mussten folglich länger auf ihr Geld warten. Allerdings ist auch das Baugewerbe selbst mit schlechteren Finanzierungsbedingungen konfrontiert. Bauunternehmen beklagen zunehmend eine Verschlechterung des Zahlungsverhaltens ihrer Kunden, die Forderungsverluste haben zugenommen.

Creditreform Fulda Geschäftsführer Busold fasst zusammen: „Der Druck auf die Liquiditätslage der Bauunternehmen steigt unter den aktuellen Bedingungen immer mehr. Die Insolvenzzahlen im Sektor reagierten bereits. Besonders betroffen waren im Jahr 2023 Branchen wie beispielsweise Erschließung von Grundstücken und Bauträger, Straßenbau und Tiefbau. Weiter zunehmende Belastungen für das Baugewerbe dürften diesen Trend noch verstärken.“

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Creditreform Kassel/Fulda
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