Zeit zur Umrüstung von analog auf digital

Heute noch eine analoge Objektfunkanlage zu errichten, ist zu kurz gedacht. Was nützt es, wenn morgen der Digitalfunk im Landkreis Einzug hält und der bauliche Bestandsschutz eine Umrüstung verhindert? Unter diesem Motto stand die diesjährige 7. Fachtagung Objektfunk des BOD e.V. am 02. Juni in Fulda.

Jörg Leipe aus dem Innenministerium NRW appellierte in seinem Vortrag, dass es Zeit wird sich von analogen Objektfunkanlagen zu verabschieden. Aber wie? Am einfachsten wäre eine Änderung der Musterbauordnung! Ulf Günter, Leiter des Brandschutzes im Innenministerium Niedersachsen erklärte hierzu, dass eine Änderung der Musterbauordnung nicht mehr möglich erscheint. Jedoch hat jedes Bundesland die Möglichkeit sowohl sein Brandschutzgesetz als auch die Landesbauordnung zu ändern. Beispiele für die Änderung des Brandschutzgesetztes lieferten bereits Niedersachsen und Hessen. Und auch die jeweilige Landesbauordnung ist bereits von zwei Bundesländern geändert worden, nämlich im Saarland und in NRW.


Fotos: Marzena Seidel

Ein einfacher Satz reicht neben der Vorgabe: “Den Einsatzkräften der Feuerwehr ist eine Funkkommunikation in Gebäuden zu ermöglichen“ dafür aus: “Die Anlage ist auf dem Stand der Technik zu halten(LBO Saarland)“.

Was es heißt keine, oder eine nicht nutzbare Objektfunkanlage zu besitzen, erläuterte Bernd Weinhold, Leiter des Vorbeugenden Brandschutzes der Berliner Feuerwehr: “Natürlich kommen wir löschen, wenn ein Gebäude keine Objektfunkanlage besitzt, es dauert eben nur länger.“ Der Schaden am Gebäude und an Personen ist danach aber wahrscheinlich ein größerer.

Über die Datensammelwut der Autorisierten Stellen und deren Sinnhaftigkeit klärte Arndt Linnemann, AS Niedersachen auf. Die BDBOS, so Frau Eckmann Leiterin des Teilprojektes Objektfunk der BDBOS hat zum 01.06. eine neue Version (3.2) des Leitfadens L-OV veröffentlicht. Wesentlicher Bestandteil ist die Erweiterung der Messanweisungen, die Angaben und Aufbereitung von Messungen rund um Bedarf, Planung und Inbetriebnahme definiert. Sicher eine wichtige Notwendigkeit, denn von den richtigen Messungen hängt die Störungsfreiheit einer neuen Anlage im Netz ab.

Davon motiviert haben die Länder begonnen, ebenfalls Anweisungen zur Planung und Errichtung zu erlassen. Praxisorientiert, mit einem noch größeren Datenbedarf. Herr Linnemann erklärte, was wichtig dabei ist. Die AS benötigt z.B. Angaben zu Ansprechpartnern der Gebäudebetreiber. Ferner möchte die AS Niedersachsen eine vollständige Anlagendokumentation bekommen, um auch Jahre später neuen Betreibern und Wartungsfirmen Unterlagen für die Objektfunkanlage bereitstellen zu können. Sicher ein sinnvoller Aspekt.

Neue Messanweisungen stellen natürlich auch neue Herausforderungen an Planer und Errichter.

Dirk Peltzer, Vorstand Marketing BOD e.V. berichtete über die Weiterentwicklung des Gütesiegels. Kenntnisse von Anzeigeverfahren und Messanweisung müssen zukünftig per Schulung nachgewiesen werden, ebenso die Schulung von Installationspersonal über den Umgang mit HF- Kabeln und Steckern. Das Gütesiegel Objektfunk wird also zukünftig ein immer wichtigeres Qualitätsmerkmal für Bauherren und Auftraggeber.

Als Beispiel für ein gelungenes Großprojekt referierte Johannes Blaskowski, leitender Baudirektor der Stadt München über die Realisierung des BOS Objektfunks in den Stadttunneln des mittleren Ringes in München. Hierbei mussten sowohl Bestandsanlagen integriert werden, als auch komplette Anlagen in neuen Tunneln.

Begleitend zur Fachtagung konnten sich die Teilnehmer an beiden Tagen bei 20 Ausstellern über die Weiterentwicklung der Produkte rund um den Objektfunk auf den neuesten Stand bringen.

Von den 240 Teilnehmern der Fachtagung kamen bereits 80% am Vortag und besuchten die angebotenen Workshops. Es gab dieses Jahr drei Angebote: Die BDBOS informierte am Vormittag über die neue Messanweisung und wiederholte die Abläufe im Anzeigeverfahren. Der Workshop Technik unter Leitung von Uwe Micheel, Vorstand Technik im BODeV und Franz Joppich, stellvertretender Leiter des AK-TMOa im BODeV diskutierten im Podium mit Industrievertretern und Behörden über die neuen Messanweisungen und das, was die Messtechnik hierzu leisten muss. In welche Messtechnik muss der Errichter zukünftig investieren und wie viele Messgeräte sind erforderlich um alle Aufgaben wirtschaftlich zu erfüllen? Das Motto: “Messen, Aufwand und Kosten für den Auftraggeber.“

Im zweiten Nachmittagsworkshop “Digitalfunk, Taktik & Migration“ wurden unter der Leitung von Johann Delmenhorst, Leiter AK-DTM im BODeV mit 90 Teilnehmern taktische Fragen um den Einsatz in einem Gebäude mit Objektfunkversorgung erörtert, aber auch die Möglichkeiten der notwendig werdenden Migration von Bestandsanlagen. Das Motto: “Migration als Herausforderung für die kommenden Jahre“.

Die erfreulich gestiegene Zahl an Teilnehmern der Workshops des ersten Tages zeigt, wie groß der Bedarf an Informationen ist. Darauf wird der BOD e.V. im kommenden Jahr mit einem erweiterten Seminarangebot reagieren, um dem gestiegenen Interesse an Vorträgen und Workshops nachzukommen.
Die nächste “Fachtagung Objektfunk“ des Bundesverbandes für Objektfunk in Deutschland wird wieder in Fulda am 06. und 07. Juni 2017 stattfinden.

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