In Osthessen nichts Neues
„Der Geschäftsklimaindex ist leicht gestiegen. Ob dies bereits die konjunkturelle Trendwende ist, bleibt fraglich. Nach wie vor befindet sich die osthessische Wirtschaft in einem von vielen Risiken geprägten Umfeld“, kommentiert Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda, die aktuellen Ergebnisse der ersten Konjunkturumfrage 2024.
Aktuelle und zukünftige Geschäftslage
Die derzeitige Geschäftslage wird von 59,3 Prozent der Unternehmen als befriedigend bezeichnet. Im Januar lag dieser Wert bei 66,7 Prozent. Von einer schlechten Lage sprechen 24,2 Prozent. Der Anteil der Unternehmen mit einer guten aktuellen Geschäftslage liegt bei 16,5 Prozent. Die Erwartungen sind per Saldo leicht verbessert, aber weiterhin negativ: Eine schlechtere Lage erwarten 28,3 Prozent der Firmen (Januar 2024: 33,3 Prozent). 54,3 Prozent der Unternehmen gehen von einer konstanten Geschäftslage aus; im Januar 2024 waren 53,8 Prozent dieser Ansicht. 17,4 Prozent der Unternehmen erwarten eine eher günstigere zukünftige Geschäftslage (Januar 2024: 12,9 Prozent). Die Bewertung der derzeitigen und die Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage ergibt, dass der Geschäftsklimaindex von 89,7 auf 90,7 Punkte gestiegen ist. Damit liegt er jedoch erneut deutlich unter 100 und signalisiert eine gedämpfte konjunkturelle Lage in Osthessen.
Bei den Industriebetrieben ist die aktuelle Lage per Saldo negativ. Sie hat sich gegenüber Januar 2024 erheblich verschlechtert. Von einer schlechten aktuellen Geschäftslage sprechen 27,8 Prozent der befragten Industriebetriebe, 16,7 Prozent berichten von einer guten Situation. 32,4 Prozent der Industriebetriebe gehen in den kommenden Monaten von einer eher ungünstigeren, 16,2 Prozent der befragten Unternehmen von einer eher günstigeren Geschäftslage aus. Insgesamt hat sich der Geschäftsklimaindex der Industrie von 81 auf 86,3 Punkte verbessert. Im Handel verzeichnet der Geschäftsklimaindex mit 85,7 Punkten den dritten Rückgang in Folge.
Weiter sinkende Investitionen und Beschäftigung erwartet
Die Investitionsbereitschaft liegt per Saldo über alle Branchen hinweg im negativen Bereich: 42,4 Prozent der befragten Unternehmen haben ihre Investitionsabsichten reduziert. Von steigenden Investitionen gehen 21,7 Prozent der Betriebe aus. Hauptmotive für Investitionen sind Ersatzbedarf (67,9 Prozent) sowie mit deutlichem Abstand Rationalisierung (34,5 Prozent), Produktinnovationen (26,2 Prozent) und Umweltschutz (16,7 Prozent). Bei den befragten Industrieunternehmen erwarten 56,8 Prozent der Unternehmen sinkende und nur 5,4 Prozent steigende Investitionen.
Die Zahl der Firmen, die von einem Beschäftigungsabbau ausgehen (24,2 Prozent), liegt über der der Betriebe, die zusätzliche Beschäftigung planen (6,6 Prozent). In der Industrie zeichnet sich auch hier ein ausgeprägteres Bild: 29,7 Prozent der befragten Unternehmen erwarten sinkende und nur 2,7 Prozent steigende Beschäftigtenzahlen in den kommenden zwölf Monaten. 10,7 Prozent der außenwirtschaftlich tätigen Unternehmen rechnen mit steigenden Exporten, 82,2 Prozent mit gleichbleibendem Volumen und 7,1 Prozent mit sinkenden Exporten.
Als größte Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung werden eine schwindende Inlandsnachfrage (65,6 Prozent), der Fachkräftemangel (64,4 Prozent), höhere Arbeitskosten (60 Prozent), sich verschlechternde wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (60 Prozent) sowie steigende Energie- und Rohstoffpreise (54,4 Prozent) von den Betrieben gesehen. Die aktuelle Finanzlage bezeichnen 66,7 Prozent der befragten Unternehmen als unproblematisch, 19,5 Prozent berichten von einem Eigenkapitalrückgang und keines der befragten Unternehmen von einer drohenden Insolvenz.
Hohe Risiken belasten Konjunktur
„Die regionale Konjunktur ist weiterhin eingetrübt, auch wenn es vorsichtige Anzeichen für eine Aufhellung gibt. Nach wie vor befinden wir uns in einem Hochrisikoumfeld, so dass wirtschaftspolitische Entscheidungen die Konjunktur in beide Richtungen schieben können. Wenig praxistaugliche Gesetze, die die Bürokratielasten erhöhen, wie die EU-Lieferkettenrichtlinie könnten sich – auch wenn ihre Intention richtig ist – belastend auf die regionalen Unternehmen auswirken. Von Berlin erwarten wir eine Wachstumsagenda und eine Rückbesinnung auf die ordnungspolitischen Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft“, fasst Michael Konow die aktuellen konjunkturellen Zahlen der IHK-Umfrage zusammen.
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