Frank Dittmar

145. Vollversammlung der Handwerkskammer Kassel

Das Handwerk in Nord-, Ost- und Mittelhessen fordert mehr Tempo von der Politik: „Im Moment geht politisch zu wenig voran. Das betrifft vor allem die Klimawende, die Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum und den Bürokratieabbau“, konstatierte Frank Dittmar, Präsident der Handwerkskammer Kassel, anlässlich der 145. Vollversammlung, die in Kassel stattfand. Zuvor hatte er den künftigen Oberbürgermeister der Stadt Kassel, Dr. Sven Schoeller, begrüßt, der auch ein Grußwort zum Handwerkerparlament sprach. Selbstverständlich, so Dittmar zuvor, werde das Handwerk auch weiterhin ein verlässlicher Partner für die Fuldastadt sein.

„Was unsere Betriebe angesichts anhaltend hoher Preise, einer nach wie vor spürbaren Inflation und einer eher schwachen Nachfrage brauchen, ist Planungssicherheit“, führt der Kammerpräsidentin seiner Rede weiter aus. Zur Demokratie gehöre zwar das Ringen um den besten Weg, „das darf aber nicht zu Blockade und Stillstand führen.“ Die Wirtschaft brauche Lösungen sowie mehr Tempo bei deren Umsetzung.

Als Beispiel führte er das Gebäudeenergiegesetz an, das bisher vor allem für Verunsicherung und Kopfschütteln bei Betrieben und Kunden gesorgt habe. Das Handwerk begrüße, dass mit dem aktuellen Gesetzesentwurf der Zeitdruck zur Umrüstung der Heizungen deutlich reduziert sei und eine größere Technikoffenheit mehrere technische Möglichkeiten zulasse. „Insgesamt scheint jetzt ein Kompromiss gefunden worden zu sein, der funktionieren könnte, auch wenn noch einige Fragen offen sind, vor allem die nach der konkreten Umsetzung“, sagte Dittmar weiter. Wichtig sei jetzt, dass es zügig weitergehe. „Unsere Betriebe brauchen schlanke und transparente Regelungen.“

Auch im Bausektor machten Gesetze von Bund und Ländern, Verordnungen der Kommunen, Empfehlungen der Baustoffhersteller und Normen der Industrie eine zügige Umsetzung der Ziele der Bundesregierung, 400.000 Wohnungen pro Jahr neu zu schaffen, nahezu unmöglich. Nötig wäre es, Verfahren, beispielsweise durch Standardisierung, erheblich zu vereinfachen und zu verkürzen.

Beim Thema Entbürokratisierung weise zwar der Koalitionsvertrag der drei im Bund regierenden Parteien gute Ansätze auf. „Auf das angekündigte Bürokratieentlastungsgesetz warten wir aber bis heute“, monierte der Kammerpräsident. Stattdessen weise der Jahresbericht der Bundesregierung für das Jahr 2022 einen Anstieg der Bürokratielasten aus. Die führe im Handwerk schon heute dazu, dass sich junge Meisterinnen und Meister gegen die Selbständigkeit entscheiden. „Und dabei suchen viele Unternehmerinnen und Unternehmer händeringend junge Menschen, die ihre Betriebe übernehmen“, gab Dittmar zu bedenken.

Vor diesem Hintergrund bereite dem Handwerk nicht nur die anhaltend hohe Studierneigung junger Menschen Sorgen, sondern auch die gleichbleibend hohe Zahl an Schülerinnen und Schülern, die die Schule ohne Abschluss verlassen. Angesichts des Fachkräftemangels sei es nötig, dass auch diese jungen Menschen für eine duale Ausbildung gewonnen werden könnten. In dieser Gruppe, bei jungen Frauen und Menschen mit Fluchthintergrund sieht der Kammerpräsident noch Potenziale, die sich das Handwerk erschließen könne.

Die Tatsache, dass die Zahl der Auszubildenden mit Abitur ständig steige – im Handwerk in Nord-, Ost- und Mittelhessen von 11 Prozent im Jahr 2021 auf 15,2 Prozent im Jahr 2022 – zeige, dass eine Ausbildung im Handwerk durchaus attraktiv sei. In Hessen, mit einer hohen Zahl an Studierenden ohne Abitur, eröffne eine Ausbildung im Handwerk auch vielfältige Karrierewege. Deshalb appellierte er an die Betriebe, sich nicht entmutigen zu lassen und ihre umfangreichen Aktivitäten in der Nachwuchswerbung fortzusetzen.

Diesen Faden nahm Jürgen Müller, Hauptgeschäftsführer der Kammer, auf: „Leider haben wir bei den Ausbildungsverträgen das Niveau der Vor-Pandemie-Zeit noch nicht wieder erreicht.“ So hatten 2022 2.662 junge Menschen eine Ausbildung im Handwerk in Nord-, Ost- und Mittelhessen begonnen, 1,6 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Im Jahr 2019 hatte diese Zahl noch bei 2.847 gelegen. Insofern, so Müller weiter, seien 2023 Berufsorientierung und Nachwuchswerbung ebenso ein besonderer Schwerpunkt der Kammerarbeit wie die Nachfolgeberatung als besonderes Angebot der Betriebsberatung der Kammer. Erfreulicherweise sei die Zahl der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk im vergangenen Jahr erneut von 17. 135 auf 17.363, also um 1,3 Prozent gestiegen.

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