Frank Dittmar

Ergebnisse der Herbst‐Konjunkturumfrage 2023

“Die schwierige wirtschaftliche Lage in der Gesamtwirtschaft schwappt langsam auch auf das Handwerk in Nord‐, Ost‐ und Mittelhessen über. Trotz der aktuellen großen Kaufkraftverluste und der damit verbundenen Konsumschwächung wird die aktuelle Lage von unseren  Betrieben zwar noch als robust eingeschätzt, allerdings sorgen sich die Befragten um die Entwicklung ihrer Geschäfte in den nächsten Monaten”, erklärte Kammerpräsident Frank Dittmar bei der Vorstellung der aktuellen Herbst‐Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Kassel. Das macht auch der fallende Geschäftsklimaindex deutlich, der gegenüber dem Vorquartal um 6,6 auf 102,1 Punkte sank.

Die gesamtwirtschaftliche Rezession droht sich zu verfestigen und die negativen Rahmenbedingungen wie die verhaltene globale Nachfrage und hohe Zinsen werden wohl auf absehbare Zeit bestehen bleiben. Die hohe Inflation hat zu einem schwächeren Konsumklima geführt, während die Unternehmen unter gestiegenen Kosten und hoher Unsicherheit leiden. “Vor allem für das Bauhauptgewerbe ist der Mix aus sprunghaft gestiegenen Zinsen, hohen Energie‐ und Rohstoffpreisen und explodierten Baukosten ein regelrechter Giftcocktail,” fuhr Dittmar fort.

Trotz dieses negativen Umfelds ist die aktuelle Geschäftslage im Kammerbezirk Kassel noch recht stabil. 40,6 Prozent der Befragten bewerteten die aktuelle Geschäftslage im 3. Quartal als gut, und weitere 44,4 Prozent gaben ihr eine befriedigende Note. Stützend wirkten nach wie vor die in den Vorjahren aufgebauten hohen Auftragsbestände. “Für das kommende Quartal rechnet allerdings jeder vierte Betrieb mit einer Verschlechterung der Lage. Im Vergleich zum Vorquartal ist dies eine Steigerung um 9,5 Prozentpunkte. Das sollte eine deutliche Warnung sein”, erklärte Dittmar weiter.

In allen Branchen zeigt sich ein rückläufiger Geschäftsklimaindex. Die besten Einschätzungen hinsichtlich der aktuellen Geschäftslage im Herbstquartal kamen von den Betrieben in den Ausbauhandwerken. Hier beurteilen 55,8 Prozent die Lage als gut, während 36,4 Prozent sie
als befriedigend einschätzen. Dank positiver Zukunftsaussichten erreicht das Geschäftsklima im Ausbaugewerbe 107,4 Punkte. Im Bauhauptgewerbe ist die Situation ganz anders: Auch wenn die aktuelle Geschäftslage noch als ordentlich bewertet wird, befürchten die Betriebe für das Jahresschlussquartal eine deutliche Trendwende. Hier erwartet jeder Dritte der Befragten schlechtere Geschäfte. Das Geschäftsklima sank deutlich von 111,5 auf 95,5 Punkte. Die Handwerke im gewerblichen Bedarf (Geschäftsklima: 99,3 Punkte) und die Gesundheitshandwerke (102,2 Punkte) zeigten sich zufrieden. Die Nahrungsmittelhandwerke (89,4 Punkte), das Kfz‐Gewerbe (91 Punkte) und das private Dienstleistungsgewerbe hingegen liegen unter dem Durchschnitt des Gesamthandwerks.

Die Entwicklung der Umsätze bewerteten die Handwerksbetriebe per saldo als leicht rückläufig. Bremsend wirkten hier weiterhin die realen Einkommensverluste der Verbraucher seit dem Beginn des Ukrainekriegs im letzten Jahr. Nachfolgeimpulse aus anderen  Wirtschaftsbereichen blieben weitgehend aus. Die Auslastung des Gesamthandwerks betrug zum Ende des Berichtsquartals durchschnittlich gute 80 Prozent. Dies war etwas weniger als vor drei Monaten. Allerdings schrumpften zugleich die Auftragbestände recht deutlich: 15,3 Prozent der Befragten berichteten von steigenden, 31,2 Prozent von sinkenden Auftragspolstern. Somit sank auch die Auftragsreichweite von 11 Wochen im Vorquartal auf aktuell 9,3 Wochen.

hwk konjznkturumfrage herbst 2023

Die aktuelle Umfrage zeigt eine nachlassende Preisdynamik. Während vor einem Jahr noch 81 Prozent der Befragten von gestiegenen Einkaufspreisen berichteten, waren es im dritten Quartal 2023 “nur” noch 56 Prozent. Dennoch bleibt der Kosten‐ und Preisdruck auf die Betriebe im Handwerk hoch. “Dem Handwerk steht ein schwacher Jahresabschluss bevor. Es gibt schlicht keine Faktoren, die auf eine Erholung in den kommenden Monaten, hindeuten. Zudem befürchten wir, dass sich die Baukrise zum Jahresende und darüber hinaus weiter fortsetzen wird. Mit einer nachhaltigen Erholung rechnen wir erst Mitte des kommenden Jahres, falls sich die furchtbaren Entwicklungen in Nahost und in der Ukraine nicht noch weiter verstärken,“ so Dittmar abschließend.

Hintergrund:

Hintergrund: Vierteljährlich befragt die Handwerkskammer Kassel ca. 800 repräsentativ ausgewählte Betriebe aus Nord‐, Ost‐ und Mittelhessen zur aktuellen Konjunkturentwicklung. Dabei werden sowohl weiche Indikatoren (z. B. Geschäftslageeinschätzung) als auch harte Indikatoren (Auftragseingänge, Umsätze, Beschäftigte, Investitionen u. a.) abgefragt. Das Geschäftsklima errechnet sich aus dem geometrischen Mittelwert der Umfrageergebnisse zur Geschäftslage und zu den Erwartungen. Das Handwerk im Kammerbezirk Kassel beschäftigt ca. 92.700 Mitarbeiter in über 17.300 Betrieben, bildet aktuell 7.000 junge Menschen aus und erwirtschaftet einen Umsatz von 10,5 Milliarden Euro.

Kontakt:

Handwerkskammer Kassel
Dr. Matthias Joseph
E‐Mail: matthias.joseph@hwk‐kassel.de

 

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