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Drittes Mobilitätssymposium der IHK Fulda

Ist Wasserstoff der Motor der mobilen Zukunft? Mit dieser Frage beschäftigten sich Referenten und Teilnehmende des dritten Mobilitätssymposiums der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda am vergangenen Dienstag.

Und alle waren sich einig: Die Dekarbonisierung ist gesellschaftlich akzeptiert, politisch beschlossen und unausweichlich. Die Nutzung fossiler Stoffe wie Gas oder Erdöl zum Antrieb von Flug- und Fahrzeugen nähert sich unaufhaltsam seinem Ende. Um den daraus resultierenden grünen Energiebedarf im energiehungrigen Deutschland decken zu können, müssen Maßnahmen nicht nur politisch gefordert, sondern auch praktisch und bezahlbar umgesetzt werden. Wichtiges Credo sei es dabei, Technologieoffenheit zu gewährleisten und insbesondere auch kleinen und mittelständischen Unternehmen keine Pflichten überzustülpen, sondern sie aktiv in den Prozess einzubinden. Projekte würden aktuell nur zögerlich umgesetzt und die Wirtschaft im Chaos der Möglichkeiten hängengelassen.

dr christian gebhardt fulda

„Es gilt, geeignete Speichermedien wie Wasserstoff, E-Fuels oder Batterien technologieoffen nutzbar zu machen“, forderte deshalb IHK-Präsident Dr. Christian Gebhardt in seiner Begrüßung. Auf politischer Ebene versteife man sich zu sehr auf batterieelektrische Antriebe bei Pkws, die aber aufgrund ihres Wirkungsgrades, den langen Ladezeiten und den zu geringen Reichweiten ungeeignet für den Schwerlast-, Flug-, Bahn- oder Schiffverkehr seien.

Mit dem inzwischen dritten Symposium wende man sich aus diesem Grund dem Energiespeicher und Hoffnungsträger Wasserstoff zu. „Die Vorteile von Wasserstoff – egal, ob als direkte Antriebsquelle oder indirekt in einer Brennstoffzelle – liegen für mich klar auf der Hand: Eine zügige Betankung wie bei Benzin oder Diesel, Null-Emissionen und ein hoher Wirkungsgrad von bis zu 74 Prozent“, so Gebhardt.

Mehr Technologieoffenheit
Martin Groß von der Landesenergieagentur Hessen (LEA) stellte die Schwerpunktthemen der Wasserstoffstrategie Hessen vor. „Rund 50 Prozent der verkehrsbezogenen Emissionen in Hessen erzeuge das Flugdrehkreuz Frankfurt-Rhein-Main. Um diesen Wert stark senken zu können, lässt sich Wasserstoff anstelle von Kerosin einsetzen“, betonte der Wasserstoff-Experte. „Aber nicht allein für den Verkehrs- und Logistiksektor ist Wasserstoff eine alternative Lösung, sondern auch für Gebäude, die Industrie oder die Energiewirtschaft.“ Laut einer Studie im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeriums entwickle sich so der Wasserstoffbedarf in Hessen bis 2045 in allen relevanten Sektoren auf bis zu 30,2 Terawattstunden.

christoph burkard

Ähnlich schätzt auch Roland Tittel von der sera Hydrogen GmbH aus Immenhausen bei Kassel die Möglichkeiten von Wasserstoff ein: Der Energiehunger in Deutschland sei enorm hoch und könne sogar noch steigen. „Wir sollten uns deshalb von dem Gedanken lösen, wir könnten energieautark werden,“ stellte der gebürtige Niedersachse fest. Finnland will seine grüne  Stromerzeugung durch den Ausbau von Windenergieanlagen in den kommenden Jahren vervielfachen. Das nordische Land ist dreimal größer als Deutschland und weniger dicht besiedelt. Somit stehen große Flächen für die Stromerzeugung aus Windkraft zur Verfügung, über die wieder grüner Wasserstoff produziert und über Pipelines auch zu uns kommen wird.

Regionales HyWheels-Cluster
Letztlich wirbt Christoph Burkard von der Region Fulda GmbH für die Teilnahme an dem regionalen Projekt HyWheels. Ziel des Clusters von Logistikern, Tankstellenbetreibern und  Zulieferern ist es, bis zu 1000 wasserstoffbetriebene Lkw auf die Straße zu bringen. Dazu werden allein in Fulda zwei bis drei Tankstellen sowie ein ausreichendes Angebot in ganz Deutschland benötigt. „In der Schweiz sind wasserstoffbetriebene Fahrzeuge bereits erfolgreich unterwegs. Durch Förderangebote von Bund und Land steht einer Umsetzung in Deutschland ebenso kaum etwas im Wege“, blickt Burkard optimistisch in die Zukunft.

Im Rahmen einer abschließenden lebhaften Diskussion unter den Gästen kristallisierte sich heraus, dass es vor allem darauf ankäme, Wasserstoffanwendungen mit kleinen Schritten in der Praxis zu testen, anstatt auf den „großen Wurf“ mit umfassender staatlicher Förderung zu warten. „Laut dem Teilnehmerkreis scheinen erste Einsätze von wasserstoffbetriebenen Lkw in der Region möglich“, fasst Dr. Gebhardt zusammen. „Hierzu könnte auf dem Gelände der Firma Knittel eine mobile Wasserstofftankstelle der sera Hydrogen GmbH zur Verfügung gestellt werden.“

Kontakt:

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