Die ständige Konferenz der Kultusminister der Länder und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien haben am Freitag, den 9.12.2016 die neuen Einträge in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes bekannt gegeben. Diese wurden, neben den bereits in der ersten Runde anerkannten 34 kulturellen Ausdrucksformen, nun ebenfalls auf der Internetseite der Deutschen UNESCO-Kommission veröffentlicht. Aus dem Bundesland Hessen wurde der so genannte Hessische Kratzputz in dem Bereich traditionelle Handwerkstechnik gewürdigt und in das Verzeichnis aufgenommen.
Das für die Deutsche UNESCO-Kommission tätige Expertenkomitee begründet seine Entscheidung wie folgt:
Das Expertenkomitee würdigt Ihren Vorschlag als seltene und gefährdete Handwerkstechnik, die heute nur noch durch die Bereitschaft und das Engagement regionaler Maler- und Stuckateurbetriebe in Nordhessen lebendig gehalten wird. Entscheidend ist, dass sich diese Handwerker um die Weitergabe des Wissens und Könnens bemühen. Zukunftsweisend sind die Sensibilisierungen von Hauseigentümern und Entscheidungsträgern bezüglich der Bedeutung, die traditionelle Handwerkstechnik des „Hessischen Kratzputzes“ zu erhalten und zu fördern, sowie das Angebot von Praxisseminaren und die Dokumentation der Techniken.
Der Begriff Hessischer Kratzputz ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für eine an historischen Fachwerkgebäuden anzutreffende verzierende Gestaltung von Gefacheputzen.
Die Ortsansichten in manchen Dörfern im Hessischen Hinterland und in der Schwalm werden durch diese besondere Putz- und Gestaltungstechnik geprägt. Ähnlich wie Trachten haben sich auch diese künstlerisch gestalteten Putze über Jahrhunderte zu einer Besonderheit und einem Erkennungsmerkmal einer Region entwickelt.
Die Entscheidung der Kultusministerkonferenz und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, den Hessischen Kratzputz in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufzunehmen, ist von allen beteiligten Akteuren vor Ort mit großer Freude aufgenommen worden. Diese Handwerkstechnik und besondere Form der Volkskunst erfährt dadurch, über die beiden Regionen Hessisches Hinterland und Schwalm hinaus, eine besondere Wahrnehmung.
Bei den gestalteten Putzen an Fachwerkgebäuden handelt es sich um eine handwerklich-künstlerische Ausdrucksform von teilweise hoher Qualität. Noch erhaltene und datierte Zeugnisse dieses handwerklichen Schaffens sind in Hessen aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhundert bekannt.
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