Frank Dittmar

Ergebnisse der Herbst-Konjunkturumfrage 2024

„Das nord-, ost- und mittelhessische Handwerk steht vor herausfordernden Zeiten. Unsere aktuelle Konjunkturumfrage zeigt, dass sich die Stimmung der nord-, ost- und mittelhessischen Handwerksbetriebe deutlich verschlechtert hat. Unsere Betriebe sind derzeit mit den laufenden Geschäften weniger zufrieden, aber auch der Ausblick auf die nächsten Monate bereitet uns Sorgen“, kommentierte Kammerpräsident Frank Dittmar die aktuelle Herbstumfrage der Handwerkskammer Kassel.

Der Geschäftsklimaindex fiel im Betrachtungszeitraum Juli bis September um deutliche 10,5 Punkte auf 99,4 Zähler. Während des Befragungszeitraums von Juli bis September bewerteten 37,3 Prozent (Vorquartal: 43,7 Prozent) der Befragten ihre aktuelle Geschäftslage als gut und 43,7 Prozent (VQ: 39,8 Prozent) als befriedigend. Fast jeder fünfte Befragte vergab der Geschäftslage hingegen eine schlechte Note. „Die schwache gesamtwirtschaftliche Entwicklung weitet sich langsam auf das gesamte Handwerk aus. Jeder vierte unserer befragten Betriebe erwartet außerdem auch für das bevorstehende Winterquartal schlechtere Geschäfte“, so Dittmar weiter.

HWK-Geschäftsklima Q3-24
HWK-Geschäftsklima Q3-24

Unterschiede bei der Lageeinschätzung
In fast allen Branchen zeigt sich ein rückläufiger Geschäftsklima-Index, die Zufriedenheitswerte zwischen den einzelnen Gewerbegruppen sind jedoch sehr unterschiedlich. Die besten Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage kamen von den Betrieben der Ausbauhandwerke. Hier bewerten 48,5 Prozent die Lage als gut und 40,9 Prozent als befriedigend. Wegen der schlechteren Zukunftsaussichten sinkt das Geschäftsklima jedoch gegenüber dem Vorquartal auf immer noch gute 106,2 Punkte. Im Bauhauptgewerbe ist die Zufriedenheit weniger ausgeprägt (GK: 94,7 Punkte). Deutlich rückläufige Auftragsbestände und Umsatzeinbußen belasten die Betriebe nach wie vor. Aktuell klagen 18,3 Prozent über schlechte Geschäfte; vor zwölf Monaten waren es noch 7,4 Prozent. Die Nachfrage im Wohnungsbau bleibt schwach. Treiber der Nachfrage im Tiefbau sind Projekte im Bereich der Mobilitäts- und Energiewende.

Im Lebensmittelgewerbe wurde die Geschäftslage wieder deutlich schlechter beurteilt als vor drei Monaten (GL: 83,2 Punkte). Insbesondere hohe Energiekosten sorgen für sinkende Auftragseingänge und Umsatzeinbußen. Ähnlich schwierig ist die Situation bei den Kfz-Betrieben (76,7 Punkte): Nach der Erholung der letzten Quartale ist wieder Ernüchterung eingetreten. Orderrückgänge und sinkende Auftragsbestände führten zu wenig Zuversicht hinsichtlich der nächsten drei Monate. Im persönlichen Dienstleistungsgewerbe (vor allem Friseure und
Kosmetiker) bleibt die Lage insgesamt stabil (92,6 Punkte). Viel Zufriedenheit herrscht dagegen bei den Gesundheitshandwerken (110,7 Punkte), hier bleibt die Nachfrage auf gutem Niveau und die Investitionsbereitschaft ist nach wie vor hoch.

Umsätze und Auftragsbestände deutlich rückläufig
Die Umsätze im Gesamthandwerk haben sich gegenüber dem Vorquartal negativ entwickelt: Im Berichtsquartal konnten nur noch 14,2 Prozent (VQ: 28 Prozent) gestiegene Umsätze verzeichnen, 53,6 Prozent (VQ: 50 Prozent) gaben gleich hohe Umsätze an und bei fast jedem dritten Betrieb (32,2 Prozent, VQ: 22 Prozent) gab es Umsatzeinbußen.

Auch die Auftragsbestände zeigten im Berichtsquartal einen deutlich rückläufigen Trend. Der Anteil der Unternehmen mit gestiegenen Auftragsbeständen liegt nur noch bei 11,9 Prozent (VQ: 21,2 Prozent). Aktuell müssen Kunden durchschnittlich mit neun Wochen (VQ: 11,1 Wochen) Vorlaufzeit rechnen, wenn sie einen Handwerker beauftragen. Zudem ist ein Rückgang bei Vertragsabschlüssen deutlich erkennbar: Gut ein Drittel der Betriebe meldete gesunkene Auftragseingänge gegenüber dem Vorquartal.

Auslastung der Betriebe noch auf gutem Niveau. Kein Personalabbau
Die Betriebsauslastung betrug über alle Branchen hinweg Ende des Berichtsquartals durchschnittlich gute 77,7 Prozent. Gegenüber dem Vorquartal ist die Auslastung um 2,6 Prozentpunkte gesunken, bleibt jedoch auf einem soliden Wert, wenngleich gut 30 Prozent der Betriebe mit weniger als 70 Prozent ausgelastet sind. Trotz der Rückgänge bei vielen Konjunkturindikatoren halten die Betriebe an ihren Beschäftigten fest: Insgesamt 13,7 Prozent der Umfrageteilnehmer stellten im Berichtsquartal Mitarbeiter ein, während 12,6 Prozent weniger Personal beschäftigten. Die übrigen 73,7 Prozent nahmen keine personellen Veränderungen vor. „Die Verunsicherung im nord-, ost- und mittelhessischen Handwerk ist aktuell sehr hoch und auch die vielen Negativnachrichten aus unserer heimischen Industrie gehen nicht spurlos an unseren Handwerksbetrieben vorbei. Hinzu kommen der Fachkräftemangel, große bürokratische Hürden und hohe Energiekosten. Ohne schnelle politische und wirtschaftliche Impulse drohen weitere Rückschläge für unser Handwerk“, so Dittmar abschließend.

Hintergrund: Vierteljährlich befragt die Handwerkskammer Kassel ca. 800 repräsentativ ausgewählte Betriebe aus Nord-, Ost- und Mittelhessen zur aktuellen Konjunkturentwicklung. Dabei werden sowohl weiche Indikatoren (z. B. Geschäftslageeinschätzung) als auch harte Indikatoren (Auftragseingänge, Umsätze, Beschäftigte, Investitionen u. a.) abgefragt. Das Geschäftsklima errechnet sich aus dem geometrischen Mittelwert der Umfrageergebnisse zur Geschäftslage und zu den Erwartungen. Das Handwerk im Kammerbezirk Kassel beschäftigt ca. 91.700 Mitarbeiter in über 17.500 Betrieben, bildet aktuell 7.000 junge Menschen aus und erwirtschaftet einen Umsatz von 11,1 Milliarden Euro.

Kontakt:

Handwerkskammer Kassel
Barbara Scholz, Stabsstelle Kommunikation
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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